Welterbeexkursion Augsburg und Schwäbische Alb

Die diesjährige Welterbe-Exkursion führte Mitglieder des UNESCO-Clubs Kulmbach-Plassenburg für drei Tage ins bayerische und württembergische Schwabenland.
Die ersten beiden Tage stand Augsburg im Mittelpunkt, das 2019 wegen seines weltweit einmaligen Wassermanagement-Systems von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde. Weltberühmt ist die Stadt jedoch auch wegen der Fuggerei, die als erstes auf dem Besuchsprogramm stand. Genau 500 Jahre ist es heuer her, dass Jakob Fugger mit einer von drei Stiftungen die Basis dafür legte, dass seine Reihenhaussiedlung für bedürftige katholische Augsburger Bürger zur ältesten bestehenden Sozialsiedlung der Welt werden konnte. Für die schier unglaubliche jährliche Kaltmiete von jeweils 88 Cent leben dort heute 150 Bewohner in 140 Wohnungen. Die einzige Gegenleistung, die sie erbringen müssen, sind täglich drei Gebete, die sie für den um sein Seelenheil fürchtenden Stifter und seine Familie sprechen sollen. Dass dessen Angst vor dem Fegefeuer nicht unbegründet war, darauf deutet sein unermesslicher Reichtum hin, den er in seinem Leben im Geschäft mit Metallen und insbesondere Krediten, auch an die damals Mächtigen, anhäufen konnte. Fugger kann als Bill Gates der frühen Neuzeit bezeichnet werden. Als Station auf dem Weg ins ewige Leben hat Fugger in der anschließend besuchten St.Anna Kirche eine prachtvoll ausgestattete Kapelle bauen lassen, in der er und seine beiden Brüder begraben sind. An der Ausgestaltung dieses Werkes haben u.a. Albrecht Dürer und Hans Holbein mitgewirkt. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen von acht der 22 Objekte, die zum UNESCO-Welterbe „Wassermanagement-System“ gehören. Der Große Wasserturm, das älteste dieser Bauwerke Mitteleuropas, geht bereits auf das Jahr 1433 zurück und bestand zunächst aus Holz. 130 Jahre später wurde er nach einem Brand gemauert und im Laufe der Jahre immer wieder aufgestockt, um ausreichend Wasserdruck für drei Brunnen und das Trinkwasser für die Patrizierhäuser in den höher gelegenen Regionen der Altstadt aufbauen zu können. Dieses einfache Prinzip der Wasserversorgung über Hebewerke, deren Energie ebenfalls aus dem Fließwasser gewonnen wurde, und die das aus Quellen im Stadtwald sprudelnde, über den Brunnenbach in die Stadt geleitete Trinkwasser in mehrere Türme beförderten, wurde weltweit erstmals 1879 in Augsburg aufgegeben und durch Druckwindkessel ersetzt. Mit einer von der Maschinenfabrik Augsburg entwickelten Technik, die im mittlerweile stillgelegten Wasserwerk am Hochablass bestaunt werden konnte, wurden mächtige Pumpen in Bewegung gesetzt, die vom aufgestauten Wasser des Lechs gespeist wurden und das Trinkwasser in Eisenrohren unter Druck in die Stadt beförderten. Parallel dazu trieb das Lechwasser Turbinen an, welche die Stadt bis heute mit Strom versorgen. Der Hochablass, das bereits seit Mitte des 14. Jahrhunderts bestehende Stauwehr am Lech, der olympische Eiskanal und drei Brunnen in der Altstadt waren weitere zum Welterbe zählende Denkmale, die an diesem Tag bestaunt werden konnten. Ein Besuch galt auch dem Goldenen Saal im Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten Rathaus der Stadt, der über zwei Stockwerke geht und mit seiner prachtvollen, in Gold gehaltenen Kassettendecke vom damaligen Reichtum der Reichsstadt zeugt (siehe Gruppenphoto). An den Abenden bestand reichlich Gelegenheit zum Eintauchen in traditionelle schwäbische Küche mit Maultaschen und Spätzle. Der dritte Tag galt einer Welterbestätte, die zu den weniger bekannten in Bayern zählt, jedoch in ihrer Bedeutung einen außergewöhnlichen Rang einnimmt: „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ stellen ein außergewöhnliches Zeugnis der ersten modernen Menschen (Homo sapiens) in Europa dar und bieten eine weltweit einzigartige Fundlandschaft der ältesten Kunstwerke und Musikinstrumente der Welt. Sie stammen von Menschen, die sich vor mehr als 40 000 Jahren, als die dort siedelnden Neandertaler wegen des Eiszeitklimas nach Süden wanderten, auf der Schwäbischen Alb niederließen. Aus Mammutelfenbein und Tierknochen schnitzten sie kleine Tierfiguren sowie Menschendarstellungen und Mischwesen von Mensch und Tier. Besonders eindrucksvoll sind die Funde von Flöten, die in Museen in Blaubeuren und Ulm ausgestellt sind. Damit gilt diese Region als der Ursprung von Kunst und Musik auf der ganzen Welt! Weltbekannt ist die „Venus“ vom Hohle Fels bei Schelklingen, die im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren zu bewundern ist (siehe Fotos). Hierbei handelt es sich um die älteste Frauendarstellung ihrer Art, aus Elfenbei geschnitzt. Nach einer hervorragenden Führung in Blaubeuren konnte die Gruppe noch einen Eindruck vom Fundort dieser und weiterer Objekte in der Höhle Hohle Fels im benachbarten Schelklingen gewinnen. Seit 2017 sind die sechs Höhlen mit ihren Fundstücken in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen.
Zur Stärkung des Zusammenhalts im Club trugen wieder die schon traditionellen zünftigen Brotzeiten mit fränkischen Spezialitäten bei, die aufgrund des herrlichen Wetters im Freien eingenommen werden konnten. Der Dank der Welterbe-Reisenden galt zum Schluss einer äußerst gelungenen Exkursion den Verantwortlichen um Vorsitzenden Hartmut Schuberth für die reibungslose Organisation.