Die diesjährige Welterbe-Exkursion führte Mitglieder des UNESCO-Clubs Kulmbach-Plassenburg für drei Tage nach Berlin und Potsdam.
Am ersten Tag stand ein Besuch im Bundestag auf dem Programm. Die direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete Emmi Zeulner ließ es sich trotz einer parallel verlaufenden Bauausschusssitzung nicht nehmen, mit den Besuchern aus der Heimat über eine Stunde lang aktuelle Themen zu besprechen. Zur Sprache kamen insbesondere Fragen im Zusammenhang mit der häuslichen Pflege und kontrovers diskutierte Verkehrsprojekte im Landkreis. Die Abgeordnete sicherte zu, sich für die Aufnahme der Elektrifizierung der Bahnstrecke in den vorrangigen Bedarf einzusetzen.
Zum Ausklang am Abend ein Besuch im Friedrichstadtpalast, dem größten Revuetheater Europas, an dessen beeindruckender Show vor allem die Akrobatik faszinierte.
Der nächste Vormittag brachte eine hervorragende Führung im Neuen Museum mit dem von Schliemann ausgegrabenen Schatz des Priamos aus dem antiken Troja, dem Xantener Knaben, einer Bronzefigur aus der Römerzeit in Germanien, die 1858 bei Niedrigwasser im Rhein entdeckt worden war und als Höhepunkt die Büste der ägyptischen Köngin Nofretete aus der Mitte des 2. Jahrtausends v.Chr. An der Restaurierung der fünf Museen der 1999 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommenen Museumsinsel, die 2025 beendet sein wird, war übrgens auch die Kulmbacher Firma Stahlbau Dörnhöfer beteiligt.
Am Nachmittag waren die Kulmbacher zu einem Kiezspaziergang mit Bürgermeister Naumann vom Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf eingeladen, den seit Jahrzehnten eine Partnerschaft mit dem Landkeis Kulmbach verbindet. Im Rahmen dieser freundschaftlichen Beziehungen, die Landrat Klaus Peter Söllner erst wenige Tage zuvor bei einem Besuch in Berlin gepflegt hatte, waren sowohl Gruppen des UNESCO-Clubs wie auch des Beruflichen Schulzentrums schon mehrmals Gäste dieses Berliner Bezirkes. Eine weitere Verknüpfung zu Kulmbach fand sich beim Halt vor einem großen Gebäude in der Witzlebenstraße in Charlottenburg: Hier tagte zwischen 1936 und 1943 das Reichskriegsgericht, das 260 Kriegsdienstverweigerer und zahllose Frauen und Männer des Widerstands wegen ihrer Haltung zu Nationalsozialismus und Krieg zum Tode verurteilte und sie hinrichten ließ. Einer dieser Kriegsdienstverweigerer war der Triebenreuther Bauernsohn Alfred Andreas Heiß, der es abgelehnt hatte, für den nationalsozialistischen Staat Dienst als Soldat zu tun, „da der Nationalsozialismus antichristlich eingestellt sei“. Für diese Haltung wurde Heiß am 24. September 1940 in Brandenburg hingerichtet. Die unbeugsame Konsequenz in der Haltung dieses tiefgläubigen Menschen aus unserer Nachbarschaft verlangt uns auch heute noch höchsten Respekt ab.
Als originelles Gastgeschenk erhielten die Kulmbacher von Bürgermeister Naumann Tickets zu einer großen nächtlichen Stadtrundfahrt anlässlich des Projektes „Berlin leuchtet“. Im Rahmen eines Lichterfestes wurden zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Innenstadt wie das Brandenburger Tor, der Berliner Dom und auch das Schloss Bellevue kunstvoll illuminiert und konnten bei mehreren Busstopps im Rahmen einer Fotosafari von den staunenden Gästen aus der Provinz fotografisch festgehalten werden.
Der dritte Tag stand wieder ganz im Zeichen des Welterbes, diesmal in Potsdam am Jagdschloss Glienicke mit einem „Spaziergang durch das Welterbe“, der vom Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit organisiert worden war. Mit Dr. Ramona Dornbusch, der Welterbereferentin des Landes Berlin, hatten die Berliner UNESCO-Freunde eine qualifizierte Kennerin der Materie gefunden, die den Exkursionsteilnehmern aus Kulmbach wie aus Berlin etliche neue Details im Umfeld dieses Welterbes erschließen konnte, das bis zur Wende an der Schnittstelle zwischen Ost und West lag. Die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam dürfte dagegen Vielen als Ort des Austausches von Agenten in Zeiten des Kalten Krieges bekannt sein.
Mit einem gemeinsamen Mittagessen auf der Terrasse des Blockhauses Nikolskoe mit Blick zum Wannsee und dem Dank für diese sehr intereressante Führung an die Berliner UNESCO-Freunde klang dieser letzte Programmpunkt der dreitägigen Exkursion aus.